Ethicon-Zukunfts-Award 2016

OZ Mittwoch, 8. Juni 2016

Rostocker Medizinerin sahnt Zukunftsaward ab (siehe auch Preisverleihung)

 

Mit der Idee eines Trainingscenters für Medizinpersonal am Rudolf-Zenker-Institut für Experimentelle Chirurgie der Universitätsmedizin Rostock hat dessen Direktorin Prof. Dr.  Brigitte Vollmar den Ethicon Zukunfts-Award 2016 gewonnen. Der erstmals dieses Jahr ausgelobte Preis würdigt Projekte, die das Miteinander von Krankenhaus und Industrie und damit die Zukunft der Chirurgie fördern. Kriterien für die hochrangige Jury sind Patientensicherheit, Fortschritt und Wirtschaftlichkeit.

Das von Vollmar erdachte „Baltic Medical Solution Center“ soll noch dieses Jahr seine Arbeit aufnehmen. „Wir planen intensive praktische Trainings für Ärzte in Weiterbildung oder in Führungspositionen, für Pflegepersonal sowie ganze Krankenhausteams. Nicht nur aus der Chirurgie, sondern auch Partnerdisziplinen wie etwa der Radiologie“, erklärt die Forscherin den Ansatz.

Dabei kämen neueste Lernverfahren wie das mentale Training zum Einsatz.  „Eine Operation unterteilt sich in mehrere Knotenpunkte“, so Vollmar. „Wie Piloten, die Start und Landung im Geiste durchgehen, können Mediziner die zugehörigen Handgriffe gedanklich durchexerzieren und so im Klinikalltag sicherer werden.“ Auch Eingriffe am narkotisierten Tier seien in den vergangenen Jahren für viele Mediziner im eigenen Haus, aber auch aus ganz Europa eine lohnende Erfahrung gewesen. Die praktischen Übungen sollten künftig weiter professionalisiert und ausgebaut werden, so die Medizinerin. Für die Kurse arbeitet die Unimedizin mit Partnern aus der Industrie zusammen. Auch an sozialen Kompetenzen und effizienten Prozessen feilen die Teilnehmer. Mit Fragebögen und Interviews werden die Kurse und Module dann mit Blick auf Nutzen und Qualität bewertet. „Einige Veröffentlichungen sind schon erschienen“, so Vollmar. Alle Trainingsmodule stünden auch als Wahlpflichtfächer den Studenten und Pflegepersonal in Ausbildung offen.

Anlass für die Gründung des Zentrums sei die Nachwuchsgewinnung und -qualifizierung. „Die Generation der angehenden und jungen Ärzte hat heute andere Erwartung an das Fach Chirurgie. Es hat an Attraktivität eingebüßt;  Hierarchie, zeitliche Einspannung und hohe Belastung schrecken ab. Darauf müssen wir reagieren.“ Die Chirurgie müsse nicht zum Streichelzoo mutieren, aber mit angenehmer Arbeitsatmosphäre, Karrierechancen und ausgeglichener Work-Life-Balance könne man vielen Ansprüchen der sogenannten Generation Y entgegenkommen. „Optimal geschultes Personal steigert weiter die Patientensicherheit und trägt zur Wirtschaftlichkeit des Krankenhauses bei.“

Nicht nur Mediziner in Deutschland sind Adressaten des Projekts. „Wir denken langfristig international“, sagt Brigitte Vollmar.  Bundesweit sei ein Trainingszentrum in einer so ganzheitlichen Form einzigartig.  „Der Vorstand der Unimedizin hat mich bei dem Vorhaben sehr unterstützt“, berichtet die Initiatorin.  Die nächsten chirurgischen Weiterbildungskurse fänden im Herbst bereits unter dem neuen Dach statt.